Um euch Eindrücke und Tipps aus der Praxis vorstellen zu können, hat die Outlander ein Interview mit Florian Klein aus dem Taunus geführt. Florian ist passionierter Jäger und Heger und legt seit vielen Jahren Äsungsflächen und verschiedenste Wildacker im Taunus an.
Hallo Florian, wir freuen uns, dass wir dich mit Fragen und Antworten zur Anlage deiner alljährlichen Äsungsflächen, vorstellen dürfen!
Seit wie vielen Jagdjahren bist du aktiv dabei Wildäsungsflächen und Blühstreifen anzulegen? Wie kam es dazu?
Da ich aus einer Jagdfamilie stamme, hatte ich schon sehr früh Berührung mit dem Thema. Bisher hat sich allerding noch keiner so stark mit Hegemaßnahmen auseinandergesetzt wie ich. Ich selbst habe vor etwa 10 Jahren angefangen Äsungsstreifen anzulegen. Anfangs ohne viel Wissen, einfach mit einer Gartenfräse versucht Klee auf Rückegassen anzusäen. Das hat leider nicht so gut funktioniert. Trotzdem habe ich die Lust nie verloren und mich später intensiver damit auseinandergesetzt. Außerdem waren auch finanzielle Mittel nötig, um in die Wildäcker zu investieren und verschiedene Verfahren auszuprobieren, welche ich in meinen jungen Jahren nicht hatte. Intensiv betreibe ich das Thema Wildäcker im eigenen Revier seit 5 Jahren, optimiere jährlich, lerne immer wieder dazu und tausche mich mit Gleichgesinnten aus.
Florians Äsungsflächen im Juli:(Auf diesen drei Bildern liefern: Klee, Phacelia, Buchweizen, Futterraps, Futtererbse uvm. wertvolle Äsung für das heimische Wild.)
Warum empfiehlst du die Anlage solcher Äsungsflächen im Jagdrevier? Was sind die Vorteile in deinen Augen?
Es gibt verschiedene Gründe solche Flächen anzulegen. Neben der Äsung die sie bietet, ist auch der Lebensraum für unser Niederwild ein wichtiger Punkt.
Doch der Hauptgrund für mich ist der Verbissschutz. Wir alle haben ein Ziel: Der stark geschädigte Wald muss wieder wachsen! Meiner Meinung nach kann man mehr tun, als den Wildbestand zu reduzieren. Wenn man dem Wild Flächen bietet, auf denen schmackhafte Äsung wächst, kann auch damit Verbiss reduziert werden.
Die Aussaat des Saatguts im April:Die Äsungsfläche im Juli:
Wie bereitest du die bestehenden Wildäcker zur Neueinsaat vor? Wann ist dafür wohl die beste Zeit im Jahr?
Hier kann ich nur für meine persönlichen Erfahrungswerte sprechen. Je nach Wetter mulche ich die neu zu bestellende Fläche Anfang März und wir brechen diese im Anschluss um. Je nach Verunkrautung entweder per Pflug oder mit einer Bodenfräse. Die Fläche lassen wir dann einige Wochen so liegen. Ideal ist es, wenn es nochmal Frost gibt. In der Zwischenzeit kann man schon mal eine Bodenprobe machen. Diese kann man in einigen Gartencentern oder Baumärkten durchführen lassen und bekommt eine Düngeempfehlung gleich dazu. Dies muss aber nicht zwingend jedes Jahr sein. Was ich jedes Jahr mache, ist eine Überprüfung des PH-Wertes. Testpäckchen kann man kaufen und selbst durchführen. Danach, wenn nötig, die Fläche entsprechend kalken. Mitte bis Ende April wird die Fläche dann noch einmal durchgefräst und anschließend eingesät. Hier gilt es das Wetter zu berücksichtigen. Je nachdem was man einsät, darf kein Frost mehr kommen. Ansonsten den Zeitpunkt lieber nach hinten verschieben.
Worauf ist bei der Wahl des Saatguts zu achten? Hast du hier Tipps?
Beim Saatgut gilt als erstes zu beachten, für welche Wildarten die Fläche angelegt werden soll. Es gibt hier fertige Mischungen, die es einem relativ einfach machen.
Tatsächlich stelle ich mir mein Saatgut mittlerweile selbst zusammen. So bin ich auch auf MySaatgut gekommen. Hier kann ich selbst entscheiden was ich auf meinem Wildacker haben möchte und in welcher Menge. Außerdem sind die Anforderung der Einsaat unterschiedlich und können hier in getrennten Arbeitsgängen durchgeführt werden.
Kleines Saatgut, wie beispielsweise Klee arbeite ich gar nicht in die Erde ein, sondern streue diesen nach Fertigstellung nur noch auf fertig bearbeitete Fläche - mit großem Erfolg. Je nach Wetterlage wird die Fläche danach gewalzt. Wenn allerdings Regen zu erwarten ist, sparen wir uns diesen Arbeitsschritt.
Klee als wertvolle Äsung:
Herzlichen Dank Florian für den Einblick in deine Hegemaßnahmen. Wir wünschen dir weiterhin viel Freude bei der Anlage der Äsungsflächen!
Hier könnt ihr euch eure eigene Wildackermischung zusammenstellen!
1 Kommentar
Alberto Llobregat
Hallo, es ist wirklich interessant wie sich hier intensiv mit der Hege des heimischen Wildes beschäftigt wird. Auch ist es schön zu lesen, das hier die Jagd an sich nicht im Vordergrund steht. Weiter so!!